May. 23rd, 2004

moewel: (Default)
Wenn es genau in dem Moment anfängt zu regnen, wenn man überlegt, ob man nachmittags ins Kino gehen sollte, scheint das ein klares Zeichen.
Wenn man dann abends irgendwie unmotiviert ist und nicht so recht weiß, was mit sich anfangen, bietet sich der Fernseher an.
Und wenn man dann dringend ein Gegengewicht braucht, und da aller guten Dinge drei sind, ergibt sich folgender Tag, cineastisch gesehen:
1.

Être et avoir - Zwergenschule in der Auvergne, französisch, OmU. Schön.
2.

Crossroads - Not a Girl (oder so)Britneymausi will ein Filmchen drehen, wie entzückend. Also, selbst wenn man nebenher aufräumt und Salat macht, ist es unerträglich.
3.

La niña de tus ojos. Spanisches Filmteam dreht zur Nazizeit eine UFA-Koproduktion in Berlin, Penélope Cruz spielt eine andalusische Schauspielerin und spricht angemessen Dialekt, Herr Goebbels will sie verführen, dann gibt noch zu rettende russische Kriegsgefangenen und einen stockschwulen Hauptdarsteller für die deutsche Fassung, und das Ergebnis ist relativ amüsant. Oder vielleicht freue ich mich auch nur über Spanisch mit angenehm fehlenden S-Lauten.

Ich bin ja so multikulti! Um das abzurunden, liefen heute überall türkische Frauen herum, in türkische Flaggen gehüllt, "Türkiyeeeeee!" brüllend... der Anlaß ist mir entgangen. Und dann waren da noch russische Sänger (war ja beeindruckend, aber hat das Land nur "Kalinka" an Liedgut zu bieten?) und die üblichen Afrikanergruppen vor den Call- und Internetshops, die meist 'Freedom' oder so heißen.
Usw.
moewel: (Default)
1 Wohnung, 1 Kamera, 2 Augen, 10 Minuten
et voilà )
moewel: (Default)
Wenn man samstags über den Potsdamer Platz läuft (jaja, keine gute Idee, aber wenn man doch in der Stabi noch ein paar akademische Werke ausleihen will, in der Überzeugung, daß man da noch am Wochenende reinguckt, und die Ausleihe in 10 Minuten schließt und überhaupt), stellt man fest, daß sich die Geschichte wiederholt.
Man kann versuchen, milde zu lächeln und irgendwas Philosophisches zu denken über sich schließende historische Wunden (wobei der Chirurg/Städteplaner aber keine vollkommen überzeugende Arbeit geleistet hat) und Kästner zitieren, während man durch die Touristenmassen watet und Fragen zu U-Bahn-Routen beantwortet und sich fragt, wieso die alle angezogen sind, als ginge es direkt zum Polarkreis. Microfaser-Wander-Jacken, mehrlitrige Wasservorräte, Klappschirme, Wanderschuhe... ähmja. Soll ja ein rauhes Pflaster sein hier. Aber ein gewisses Maß an Zivilisation ist doch vorhanden.

Besuch vom Lande
Sie stehen verstört am Potsdamer Platz.
Und finden Berlin zu laut.
Die Nacht glüht auf in Kilowatts.
Ein Fräulein sagt heiser: "Komm mit, mein Schatz!"
Und zeigt entsetzlich viel Haut.

Sie wissen vor Staunen nicht aus und nicht ein.
Sie stehen und wundern sich bloß.
Die Bahnen rasseln. Die Autos schrein.
Sie möchten am liebsten zu Hause sein.
Und finden Berlin zu groß.

Es klingt, als ob die Großstadt stöhnt,
weil irgendwer sie schilt.
Die Häuser funkeln. Die U-Bahn dröhnt.
Sie sind alles so gar nicht gewöhnt.
Und finden Berlin zu wild.

Sie machen vor Angst die Beine krumm.
Sie machen alles verkehrt.
Sie lächeln bestürzt. Und sie warten dumm.
Und stehn auf dem Potsdamer Platz herum,
bis man sie überfährt.
(Erich Kästner)

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