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Um genau zu sein, erinnert mich mein Gehirn, wenn ich es so neutral wie möglich beobachte, momentan an Spongebob. Es ist auf eine irritierende Weise niedlich, naiv und gutgelaunt, möchte gerne umherspringen und Seifenblasen blasen und Quallen fangen und nervt manchmal enorm. (*) (**)

Das Problem ist, daß ich die ganze Zeit darauf hoffe, daß endlich Die Panik einsetzt, die mich im Idealfall nicht hyperventilierend in die Ecke, sondern produktiver an den Schreibtisch befördern soll. In anderthalb Monaten ist Diplomarbeitsabgabe, und ich bin immer noch auf kontraproduktive Weise gelassen, bin zwar guten Willens, aber irgendwie nicht auf dem Adrenalin-, Motivations- oder eben Paniklevel, um mal kontinuierlich Textvolumen zur Arbeit hinzuzufügen oder meine komplette Lustlosigkeit dem Forschungsstandschreiben gegenüber in die Knie zu zwingen oder meine Gedanken dazu zu bewegen, in den Bahnen des momentan wichtigen Textes oder zu schreibenden Kapitels zu bleiben.
Das kann doch alles nicht so schwer sein. Ob ich jetzt Livejournaleinträge verfasse oder Diplomarbeiten, kann doch von der Formulierungsleistung nicht wirklich so extrem verschieden sein, denn ich weiß ja auch bei der Arbeit, was ich schreiben will.

Ich würde aber viel lieber Krabbenburger braten und Quallen nachrennen.

Wenn ich schnell genug schreibe, kann ich zumindest über Quallen herumschippern. Ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob Quallen im realen Kontakt immer noch so eine große Anziehungskraft auf mich ausüben würden. Jedenfalls, wenn ich schnell schreibe, kann ich segeln. In schwedischen Schären, sagt man mir, ist das Leben schön. (Vorausgesetzt, man überlebt die vorherige Fahrt übers offene Meer. Meine Bedenken hinsichtlich Seekrankheit sind noch nicht ausgeräumt, Skorbut dagegen, so glaube ich zögernd, ist tatsächlich eine zu vernachlässigende Sorge.) (Ein weiteres Argument für meinen Feldzug zur phonetischen Beibehaltung der Umlaute: es ist sehr verwirrend, wenn man was von "Weintrinken auf Scheren" erzählt bekommt und erst einige Sätze später begreift, daß da einfach nur ein ä verfremdet wurde.)

Die unauffällige Dauermanipulation scheint also Wirkung zu zeigen: hier mal ein kleiner Stern-Artikel über Landratten auf Segelbooten, dort eine Yacht-Lobeshymne auf das Segeln in Dänemark, und langsam finde ich die Vorstellung etwas weniger bedrohlich.

Vielleicht bin ich aber auch einfach nur den Schreibtisch leid.



(*) Ich habe vor einiger Zeit zum ersten Mal Spongebob Schwammkopf geguckt und fand es nach anfänglichem Grausen verblüffend amüsant. Lustiger als die Simpsons sogar, da die sich nur noch wiederholen, aber in ebenso praktischer Abendessen-Vorbereitungs-Lage, zeitlich gesehen.

(**) Leider gibt es aber keine Merchandisingprodukte für mein Gehirn, deren Ertrag mir ein sorgloses, schwammhaftes Leben ermöglichen könnte. Das ist eigentlich schade.
moewel: (Default)
Maret sagt, man sorge sich um mich.
Also poste ich weisungsgemäß, um zu beweisen, daß auch ich als eingefleischte Landratte das Wochenende überlebt habe. Weitgehend.

Ich war also tatsächlich zwei Tage segeln, und für die totaale Mega-Experience, ey, sogar mit Übernachtung im Schiff, was, so scheint mir, eine hervorragende Vorbereitung auf ein potentielles zukünftiges Dasein in einem handelsüblichen Sarg darstellt.

Der erste Tag war, trotz der Abwesenheit von Wind, sehr nett, begann mit Sonnenschein, und ansonsten gibt es während der Fahrt (dies war sicherlich ein unprofessioneller Ausdruck) dann echte Segler und ihre Sprache zu bestaunen, wie sie sich alle uneins sind über das optimale Vorgehen bei völliger Flaute und man kann dabei lange, erhitzte Diskussionen verfolgen, ohne ihren Inhalt zu begreifen trotz vorheriger Lektüre eines hilfreichen Taschenbuchs mit dem Titel "Ich lerne segeln".

Mit Akupressurarmbändern versehen, die mir als Kriegsverletzung dunkelrote Flecken an den Handgelenken hinterließen (ehrenhafte Wunden, möchte ich meinen), war ich am ersten Tag nur zwischenzeitlich seekrank.
Doch da mein Magen zumindest nicht sehr nachtragend ist, war das anschließende Essen sehr lecker. Doch da mag auch die Dankbarkeit für festen Boden unter den Füßen eine Rolle gespielt haben. Die Nacht dann im Schiff, hmnaja... Heuschnupfenüberwältigt fand ich es unamüsant, mit der Nase fast die Decke zu berühren...

nun gut, trotz meiner ansatzweisen Reserviertheit fand ich es bis dahin noch ganz lustig. Am zweiten Tag wurde ich leider noch seekränker, oder vielleicht fand mein Magen auch nur irgendwann nicht mehr die Energie, bei stärkerem Wind = weniger Schaukeln wieder das Schmollen aufzugeben, oder vielleicht war mir auch nur trotz Winterkleidung zu kalt und der Ausblick in den milchsuppigen Nebel zu unspannend, um mich dauerhaft abzulenken. Doch da war es etwas weniger spaßig. Zwar erklärte man mich für ein Steuertalent, und zwar soll eigentlich das Schiffsteuern von Seekrankheit heilen, doch diese Wunderwirkung erschloß sich mir nicht so, obwohl das Steuern amüsant war. Auch verwunderte mich, daß irgendjemand vorgeben konnte, eine Begabung meinerseits zu entdecken, da vor Nebel nicht einmal wirklich ein Punkt auszumachen war, auf den ich zusteuern konnte... doch ach! ich fühlte mich arg grün um die Nase und liebäugelte später mit dem Gedanken, es dem Expapst nachzutun und den Steg zu herzen und zu küssen.

Nun ja. Zur Verwunderung derer, die von Kindesbeinen an auf Schiffen heimisch waren, schien mir auch einen Tag später der Boden noch leicht zu schwanken.

Mittlerweile bin ich in Düsseldorf.
Nach besagtem Tag Zwei sind wir abends noch hergefahren, und von Kilometer zu Kilometer schien die Skiunterwäsche unter meiner Kleidung unangebrachter, und verwirrenderweise wurde es, obschon es schon fast 23 Uhr spät war, tatsächlich stetig wärmer.

Ich versuche trotzdem, enthusiastisch über die neue Erfahrung zu sein. Wer will schon bei Sonnenschein auf dem Festland sitzen? Immerhin war ich im Nebel in netter Gesellschaft.

Eben diese Gesellschaft versorgt mich hier mit Cocktails und zuvor mit Schupfnudeln. Ich bin entzückt, aber auch leicht alkoholisiert. Ich glaube, ich werde morgen höchst überrascht sein, was ich hier gerade geschrieben habe.

Man hetzt mich von der Tastatur weg. Ich wünsche allerseits eine gute Nacht.
moewel: (Default)
Es rückt in greifbare Nähe:
Man wünscht meine Initiation in den Segelsport. Zwar bin ich bereits einmal etwa eine Stunde mit auf der Kieler Förde herumgefahren, während der ich versuchte, nicht im Weg zu sein und irgendetwas von den rätselhaften Aussagen der Menschen um mich herum zu entschlüsseln (erfolglos, wie hier nachzulesen ist). Doch nun soll bald der nächste Versuch folgen... etwas weiter dieses Mal, aus der noch an allen Punkten relativ landnah scheinenden Förde heraus aufs Große Weite Meer.

Hm.
Ich komme aus Bielefeld, und da gibt es kein Gewässer, das man nicht beinahe trockenen Fußes durchqueren könnte. Die paar etwas tieferen Stauteiche sind mittlerweile so versumpft und vermüllt, daß die Enten oft jesusgleich auf der Wasseroberfläche einherzuspazieren scheinen, und die Kampagne, die die Lutter exhumiert haben will und dies mit dem Slogan "Bielefeld soll wieder eine Stadt am Wasser werden!" bewirbt, macht sich selber lächerlich, denn auf den Bildern der noch nicht kanalisierten Lutter sieht man ein sehr, sehr überschaubares Rinnsal, das alles andere als einladend wirkt (und darum hat man die Kloake damals auch eingebuddelt).
Wasser gibt es in Bielefeld nur von oben (dies allerdings um so großzügiger).

Nein, ich schweife nicht ab: ich wollte nur verdeutlichen, daß meine Kindheit und Jugend eher gewässerarm verlief.
Aus diesem Grunde finde ich die Idee, mich in einem verhältnismäßig winzigen Segelschiff auf verhältnismäßig große Wasserflächen zu begeben, nicht uneingeschränkt brillant.

Bildliche Verdeutlichungen schienen angebracht.





Zuerst einmal ist mein Seekrankheitspotential erwiesenermaßen beträchtlich. Ich könnte natürlich irgendwelche Reisekrankheitsmedikamente zu mir nehmen, doch die wirken meist wie Schlaftabletten, und dann wäre mir zwar nicht mehr übel, doch meine Reaktionsfähigkeit gegenüber den weiteren Gefahren der Weltmeere stark beeinträchtigt.




Wobei man ja bei schlechtem Wetter eigentlich wenig reagieren kann. Man sagt mir, Blitze schlügen auf dem Meer nicht unbedingt in den höchsten Punkt. Andererseits habe ich an Land auch schon Blitze direkt neben Blitzableitern in deutlich niedrigere Punkte einschlagen sehen. Somit bin ich nicht überzeugt, daß Blitze sich immer genau über solche Verhaltensregeln im Klaren sind.




Hervorragend dokumentiert ist die Gefahr, die von Eisbergen ausgeht. Da solche Katastrophen bereits hinreichend verfilmt sind, hätte ich nicht einmal besonders große Chancen, mein Schicksal postum von Hollywood aufbereitet zu bekommen.




Nun mag es sein, daß sich Eisberge selbst in Zeiten der Polkappengefährdung nicht allzu oft in die Ostsee verirren. Wale aber schon! Ich selbst verfolgte im letzten Sommer die diesbezüglichen Nachrichten.




Und wenn schon Nessie es schafft, in ihrem Loch unentdeckt zu bleiben, wer weiß dann, was erst alles auf dem Grund der Ostsee lauert?


Tapfer werde ich mich trotz allem den Wellen stellen.
Gefahr Nr. 1 fürchte ich am meisten.

Wie beschaulich und harmlos schien doch stets das Karatetraining.
moewel: (Default)
Zusätzlich zu den Bildern von heute auch noch ein richtiges Update...
ich bin noch immer in Kiel und gerade etwas ohne Ansprache, da ich, leichtsinnigerweise, meiner überaus reizenden Gesellschaft das Spiel "Black&White" mitgebracht und sie somit sozial komplett lahmgelegt habe. Es gibt manchmal einfach nichts Interessanteres, als einen niedlich grunzenden Affen zu erziehen und sich von grafisch mittelmäßig hübschen Cyber-Untertanen als "O Allmächtiger" ansprechen zu lassen. Aber auch für Nichtspielende ist es nicht unamüsant, die pädagogischen Sorgen per irritiertem Aufschrei mitgeteilt zu bekommen. "Mein Affe kackt überall hin!" "Boah, daß der bloß nicht schon wieder irgendwelche Leute frißt!" "Oh, jetzt hat meine Kreatur einen Stein gefressen! Ist das gut für die?" etc.

Ansonsten ist das Wetter plötzlich wieder relativ sommerlich, wenn auch leider nicht richtig strandmäßig warm. Außerdem versteht man als Küstenbewohner wohl nicht wirklich, daß der Großteil Deutschlands es nicht selbstverständlich findet, einen Strand quasi direkt vor der Tür zu haben. (Wobei Berlin und Brandenburg ja auch nette Seen mit Sandstrand zu bieten haben. Aber trotzdem.)

Dafür habe ich mich am Wochenende auf ein Segelschiff gewagt, segelnderweise, oder vielmehr: Leuten beim Segeln zuschauend und mich möglichst aus dem Weg haltend. Wenn man aus einer gewässerarmen Gegend wie etwa Ostwestfalen-Lippe kommt und das seefahrende Vorleben sich auf Krabben- und Seesternkutter, Tretboote und Autofähren beschränkt, dann fühlt man sich in Gesellschaft akut segelnder Segler ein bißchen wie in einem Schlumpfcomic mit erweitertem Vokabular.
Statt "Wir müssen den Schlumpf mit dem Schlumpf schlumpfen" gibt es variierende, für Uneingeweihte ähnlich bedeutungsarme Gespräche zu belauschen.
"Guck mal, der ___ hat ein ___ am ____! Warum ___t der denn den ___ mit dem ___, aber ohne den ___ zu ___?" - "Kannst du mal den ___ ____?"
Doch solange die Sonne scheint, die Ostsee relativ blau ist, das Schiff nicht irritierend geneigt und der Seegang nicht auf den Magen schlägt, kann man ja auch ohne irgendetwas zu verstehen freundlich lächeln und höchst zufrieden sein.

Oh.
Offensichtlich sind auch Segler nicht vor Seekrankheit gefeit, jedenfalls nicht, wenn diese von Computerspielen ausgelöst wird. Darum genug für heute.
Auf bald!

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